Viele Unternehmen holen sich externe Unterstützung erst dann, wenn es fast zu spät ist. Interim Manager werden in solchen Situationen mit vollendeten Tatsachen konfrontiert – oft bleibt kaum noch Handlungsspielraum. Warum rechtzeitiges Handeln nicht nur klug, sondern überlebenswichtig ist, lesen Sie in unserem aktuellen Blogartikel:
In vielen Unternehmen zeigt sich ein wiederkehrendes Muster: Die Hilfe von außen wird zu spät geholt. Interim Manager werden nicht dann ins Boot geholt, wenn sie noch mit klarer Strategie und pragmatischer Umsetzung die Wende schaffen könnten, sondern erst dann, wenn das Unternehmen bereits am Abgrund steht. Besonders dramatisch ist das, wenn man sich als Interim Manager in Situationen wiederfindet, in denen Gehälter für den nächsten Tag nicht mehr gesichert sind. Spätestens hier ist der Handlungsspielraum extrem eingeschränkt – nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht, sondern auch juristisch. Denn wer in einer solchen Lage nicht sofort reagiert, riskiert den Vorwurf der Insolvenzverschleppung.
Das Ego als größtes Risiko
Diese Dramatik ist oft kein Zufall, sondern das Ergebnis einer Unternehmenskultur, die Probleme zu lange ignoriert oder kleinredet. In eigentümergeführten Betrieben kommt ein weiterer Faktor hinzu: das Ego der Verantwortlichen. Der Geschäftsführer und Eigentümer sieht sich selbst als Kapitän des Schiffes, der jede Krise meistern kann. Hilfe von außen wird dabei oft als Schwäche oder als Eingeständnis des eigenen Versagens verstanden. Genau diese Haltung führt aber dazu, dass wertvolle Zeit verloren geht. Die Phase, in der ein Interim Manager die Richtung korrigieren und tragfähige Maßnahmen implementieren könnte, verstreicht ungenutzt.
Dabei ist es in der Praxis selten das Eingeständnis von Schwäche, sondern vielmehr ein Zeichen von Stärke, rechtzeitig Experten mit an Bord zu holen. Wer frühzeitig einen Interim Manager einsetzt, verschafft sich den entscheidenden Vorteil: Man hat noch ausreichend Zeit, um Prozesse neu auszurichten, Strukturen anzupassen und Lösungen umzusetzen, bevor Liquidität und Vertrauen am Markt unwiderruflich zerstört sind. Je später dieser Schritt erfolgt, desto eingeschränkter sind die Handlungsmöglichkeiten – und desto größer ist das Risiko, dass selbst der beste Manager nicht mehr helfen kann.
Zeit ist der entscheidende Faktor
Das Problem ist also nicht, dass Interim Management nicht wirkt. Das Problem ist, dass es oft viel zu spät eingesetzt wird. Unternehmen unterschätzen die Geschwindigkeit, mit der sich eine Schieflage zuspitzen kann. Rechnungen werden nicht mehr bezahlt, Lieferanten verlieren das Vertrauen, Banken stellen Kredite infrage – und innerhalb weniger Wochen kann aus einem „temporären Engpass“ eine existenzielle Krise werden. Interim Manager, die in diesem Moment gerufen werden, stehen vor vollendeten Tatsachen. Sie können zwar noch strukturieren und begleiten, doch die echten Gestaltungsoptionen sind dann bereits verloren.
Deshalb sollte die Frage nicht lauten: „Brauchen wir wirklich Unterstützung von außen?“, sondern vielmehr: „Was riskieren wir, wenn wir zu lange warten?“ Wer diesen Perspektivwechsel schafft, erkennt: Interim Management ist kein Notnagel für die letzten Tage vor dem Aus, sondern ein strategisches Instrument, um rechtzeitig gegenzusteuern und ein Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen.
Fazit
Interim Management entfaltet seine volle Wirkung nur dann, wenn es rechtzeitig eingesetzt wird. Wer erst Hilfe sucht, wenn die Liquidität erschöpft und das Vertrauen der Stakeholder bereits verloren ist, nimmt sich selbst die Chance auf eine nachhaltige Wende. Gerade in eigentümergeführten Betrieben ist es wichtig, das eigene Ego zurückzustellen und externe Expertise nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu begreifen. Wer frühzeitig handelt, verschafft sich die nötige Zeit und den Spielraum, um Strukturen neu auszurichten, Strategien umzusetzen und das Unternehmen sicher durch die Krise zu steuern. Am Ende entscheidet nicht der Stolz – sondern die Weitsicht.