Nachfolge ist kein Datum. Es ist ein Prozess. Und genau da scheitern viele – nicht an fehlendem Willen, sondern an Zeit, Struktur und der richtigen Person. Während der Führungskräftemangel längst spürbar ist, bleibt die Schaltzentrale in vielen Unternehmen unbesetzt. Laut dem aktuellen Arbeitsbarometer wollen nur rund 31 % der Arbeitnehmer:innen überhaupt eine Führungsrolle übernehmen, 53 % lehnen eine Karriere in der Führungsebene sogar aktiv ab. Gleichzeitig stehen bis 2029 in Österreich rund 51.500 Unternehmen vor einer potenziellen Nachfolge – das entspricht knapp 23 % aller Arbeitgeberunternehmen im Land. Mehr als 692.000 Arbeitsplätze könnten betroffen sein, wenn diese Übergaben nicht gelingen (Quelle: Wirtschaftskammer Österreich, epunkt Nachfolgeplanung 2024).
Die Frage liegt auf der Hand: Wie startet man klug in die Nachfolge, ohne das Unternehmen zu riskieren? Eine Antwort darauf ist Interim Management.
Interim Management ermöglicht es, Handlungsfähigkeit sofort zu sichern. Wenn eine langjährige Führungskraft das Unternehmen verlässt, geht oft mehr verloren als nur ein Name auf der Tür – Wissen, Netzwerke, Entscheidungslogik. Interim Manager:innen übernehmen rasch Verantwortung, führen operativ weiter und stabilisieren strategisch. Das verhindert Leerlauf und schafft Vertrauen im Team.
Gleichzeitig reduziert Interim Management das Risiko. Anstatt eine Führungsposition vorschnell zu besetzen, kann man mit einem klaren Anforderungsprofil, strukturierten Auswahlverfahren und einer fundierten Diagnostik in Ruhe entscheiden. Das schafft Raum, um sowohl interne Kandidat:innen als auch externe Optionen objektiv zu prüfen. So entsteht eine Übergangsphase, die aktiv gestaltet ist – nicht nur verwaltet.
Ein weiterer Vorteil liegt im Wissenstransfer. Eine gute Übergabe ist kein „Cold Start“, sondern ein strukturierter Prozess. Interim Manager:innen moderieren zwischen der bisherigen und der künftigen Führung, begleiten Workshops zur Weitergabe von implizitem Wissen und definieren mit allen Beteiligten klare Rollen. So bleibt das Wissen im Unternehmen, auch wenn die Verantwortung wechselt.
Zugleich stärkt Interim Management die Unternehmenskultur. Führung wirkt immer in einem kulturellen Kontext. Wenn eine neue Führungspersönlichkeit eintritt, verändert sich das System – sichtbar oder still. Interim Manager:innen helfen, Transparenz zu schaffen, Kommunikation zu ordnen und Vertrauen im Team zu halten. Sie ebnen damit den Weg für eine nachhaltige Nachfolge, die nicht nur organisatorisch, sondern auch menschlich funktioniert.
Besonders stark zeigt sich Interim Management in drei Szenarien: In familieninternen Nachfolgen, wo Emotionen und alte Rollenbilder schnell den Prozess belasten können; in unternehmensinternen Übergaben, wenn Potenzial vorhanden ist, aber unternehmerisches Denken erst wachsen muss; und bei externen Nachfolgen oder Verkäufen, wo Stabilität und kulturelle Integration entscheidend sind.
Wichtig ist dabei ein klares Mandat: Ziele, Befugnisse, Laufzeit und Erfolgskriterien müssen von Anfang an definiert werden. Interim Management ist keine Notlösung, sondern ein bewusst gewählter Zwischenschritt, der Stabilität schafft, Wissen bewahrt und Entscheidungen absichert.
Fazit: Nachfolge beginnt nicht mit dem Vertrag, sondern mit Klarheit und Handlungsfähigkeit. Interim Management ist dafür ein starker Einstieg – es stabilisiert, schafft Struktur und ermöglicht einen sauberen Übergang. Wer heute strukturiert startet, entscheidet morgen besser.
Quelle: epunkt Nachfolgeplanung, 2024; Wirtschaftskammer Österreich, Nachfolgestrategie; Arbeitsbarometer 2024.